Wiederholungen: 27.07.2012 um 02:35 Johnny Cash at Folsom Prison (USA, 2008, 86mn) ZDF Regie: Bestor Cram
Mit dem Gruß "Hello, I am Johnny Cash" eröffnete der Sänger seit Mitte der 50er Jahre jedes seiner vielen Tausend Konzerte. Doch einen ganz besonderen Auftritt absolvierte der Star der amerikanischen Countrymusic im Januar 1968. Vor Hunderten von Schwerkriminellen gastierte er in der Kantine des kalifornischen Staatsgefängnisses Folsom Prison. Mit diesem Konzert brachte Johnny Cash, der alle Höhen und Tiefen eines Lebens als Star erfahren hatte, sein soziales Engagement zum Ausdruck und wurde zum Anwalt für eine Gefängnisreform in den USA.
In diesem Jahr wäre "The Duke of Country", wie Johnny Cash auch genannt wurde, 80 Jahre alt geworden. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Musiker hat im Laufe seiner langen und bewegten Karriere etwa 500 Songs geschrieben und mehr als 53 Millionen Tonträger verkauft. Er wurde zur Ikone der Countrymusic, wohl auch, weil er sowohl die schillernden als auch die abgründigen Seiten des amerikanischen Traums verkörperte. Johnny Cash war ein äußerst sensibler Künstler, Dichter und begnadeter Sänger, aber auch ein alkohol- und tablettensüchtiger Raufbold, ein religiöser und sozial engagierter Bürger - eine Kultfigur voller Widersprüche. Am 13. Januar 1968, nach einem schweren, aber erfolgreichen Drogenentzug, erfüllt sich Johnny Cash einen lang gehegten Traum, die Aufnahme eines Livekonzerts in einem Gefängnis. Mit diesem Konzert im berüchtigten kalifornischen Staatsgefängnis Folsom Prison"war "The Man in Black", wie Cash wegen seines stets schwarzen Outfits genannt wurde, auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Gemeinsam mit seiner Frau June Carter und seiner Band The Tennessee Three präsentierte Cash in der Kantine der Haftanstalt vor Hunderten zum Teil schwerkriminellen Insassen Songs wie "Folsom Prison Blues", "25 Minutes to Go" und "Greystone Chapel", ein Lied, das Glenn Sherley, einer der damaligen Gefangenen, geschrieben hatte. Durch sein Engagement wurde Johnny Cash zum Anwalt einer Gefängnisreform in den USA. Er selbst kommentierte seinen Gefängnisauftritt eher lapidar: "Ich habe da nicht an einen Kreuzzug gedacht, finde nur, dass Gefängnisse nichts Gutes bringen. Niemals kam etwas Gutes aus einem Gefängnis."
Der Dokumentarfilm "Johnny Cash at Folsom Prison" von Bestor Cram, eine Koproduktion von ZDF/ARTE mit der Schweiz und den USA, schildert anhand von Originalaufnahmen aus dem Folsom Prison, bisher unveröffentlichtem Archivmaterial und Interviews mit Bandmitgliedern sowie Cashs Tochter Rosanne und ehemaligen Insassen diesen wichtigen Tag in Johnny Cashs Musikerkarriere. "Johnny Cash at Folsom Prison" gilt als eines der besten Livekonzerte, das jemals aufgezeichnet wurde. Der Dokumentarfilm erlebte seine Premiere beim Internationalen Dokumentarfilm Festival Amsterdam 2008.